ARHOOLIE RECORDS

Arhoolie Records an der San Pablo Avenue in El Cerrito ist ein ganz normaler Plattenladen und gleichzeitig seit mehr als einem halben Jahrhundert die Mutter aller Weltmusik-Labels. 

Den Anbau hinter meinem Laden haben mir die Rolling Stones finanziert, erinnert sich Christian Alexander Maria Graf Strachwitz von Groß-Zauche und Camminetz. Der Nachfahre eines Adelsgeschlechts aus Niederschlesien emigrierte 1947 in die USA, wo er seinen Namen auf eine für Amerikaner leichter auszusprechende Kurzform brachte: Chris Strachwitz. Außerdem vergiftete der US-Neubürger sein blaues Blut mit jenem Jazz-Virus, der von seinen Lehrern noch als „entartete Musik” und „nicht vereinbar mit dem Schönheitsideal des Nationalsozialismus” verunglimpft worden war. Der „Negermusik”-Liebhaber Chris Strachwitz entwickelte sich in den 1950ern vom Hörer und Plattensammler zum Konzert-Veranstalter und Plattenhändler. Während er einst für Jazz-Größen wie Billie Holiday oder Louis Armstrong geschwärmt hatte, interessierte er sich zunehmend für die Wurzeln der afroamerikanischen Musikkultur. 1960 gründete Strachwitz für Fans, die sich ebenfalls „back to the roots” orientierten, die Plattenfirma Arhoolie Records. Der Name des Labels erinnert an Field-Hollers, mit denen die Baumwollpflücker – ähnlich wie Jodler in den Bergen – über große Entfernungen hinweg miteinander kommunizierten: Aaarrrhoooolieeeh!

Auszug aus der aktuellen Ausgabe von audiophil #18. Abo und mehr dazu im Heft und hier.

MOTTO 2013: EMPIRE
TOP-TEN 03. SEPTEMBER