CAMERON CARPENTER

Ich bin ein Illusionist

Carpenter 1 (c) Heiko LaschitzkiEr zählt zu den Paradiesvögeln der Klassikszene und spielt darüber hinaus auch noch ein zumindest im Konzertsaal exotisches Instrument: Der amerikanische Organist Cameron Carpenter (32). Was wäre die Welt nur ohne sie? Und was die Klassikszene? Die Rede ist von den Paradiesvögeln unter den Musikern. Typen wie Cameron Carpenter, die im Konzertsaal leider viel zu selten anzutreffen sind. Hinter den Kulissen ist der Organist mit dem Hang zu Glitter und Converse-Turnschuhen ein Star zum Anfassen. Das konnten auch die Schülermanager des Beethovenfest Bonn erleben, die im Rahmen des Schülerprojekts das Konzert mit Cameron Carpenter beim diesjährigen Beethovenfests organisiert haben. 

Ann Kathrin Bronner: Cameron, glauben Sie, dass es wichtig ist, anders zu sein als andere? Oder sind Sie einfach anders?

Cameron Carpenter: Letzteres! Es gibt keinen Grund, anders zu sein, nur um anders zu sein. Aber wenn Sie anders sind, ist es wichtig, dass Sie sich treu bleiben und das auch zeigen. Wahrscheinlich bin ich auch kein typischer junger Mann, aber ganz klar bin ich kein typischer Klassikmusiker und kein typischer Organist.

AKB: Wie sind Sie denn damals an die Orgel geraten?

CC: Durch ein Foto in einer Enzyklopädie! Ich habe einen gottlosen Hintergrund, war niemals in der Kirche, sondern hatte als Kind ein Bild von einem Kinoorganisten aus den 20er-Jahren gesehen. Es war ein sehr glamouröses Bild, und ich sah etwas darin, etwas Aufregendes, was ich erleben wollte. Außerdem hat mich das Instrument auch aus technischen Gründen interessiert: Ein Apparat, der Emotionen produziert. Letztlich tut eine Orgel genau das.

AKB: War es das typische Interesse von Männern an Automaten und an Technik?

CC: Vielleicht … Aber ich hatte nie wirklich Interesse nur um der Technik willen. Ich interessiere mich für das, was ich mit dieser Apparatur tun kann, dafür, wie sie mir ermöglicht, frei zu sein und etwas auszudrücken. Das ist einer der Gründe, warum meine neue digitale Tour-Orgel für mich so wichtig ist: Mit ihr bin ich frei, auch frei von den Pfeifen und den mit ihnen verbundenen Einschränkungen. Sie erlaubt mir, überallhin zu reisen, immer auf demselben Instrument zu spielen, eine Beziehung zu diesem Instrument aufzubauen, was mir alles sehr wichtig ist.

AKB: Es geht also mehr um das Ergebnis?

CC: Ich denke, das ergibt sich daraus. Eine Orgel hat keinen Zweck an sich, sondern ist letztlich Mittel zum Zweck. Verglichen mit den meisten anderen Organisten habe ich hier doch eine sehr unterschiedliche Haltung, denn für sie ist die Orgel eine Art höhere Erfahrung. Nicht für mich.

AKB: War es zumindest eine höhere Erfahrung, als Sie das erste Mal eine Orgel live gehört haben? Und hat vor allem der Klang zu dem Klang gepasst, den Sie sich zu dem Foto in der Enzyklopädie vorgestellt hatten?

CC: Ja, irgendwie schon. Wobei es weniger der Klang war, der mich gefesselt hat, sondern vielmehr die beiden Komponenten Energie und Zeit. Wenn Sie eine Taste auf der Orgel drücken, erklingt der Ton unendlich lang. Das Verhältnis zu Zeit ist ein völlig anderes als bei jedem anderen Instrument. Sie können die Zeit stillstehen oder langsamer verstreichen lassen. Eine sehr intensive Erfahrung! Das ist sehr verführerisch und einer der Punkte, die mich an dem Instrument so fesseln.

Das vollständige Interview lesen Sie in audiophil #24.

TERMINE
14.09.2013 • Bonn, Beethovenfest
15.09.2013 • Iserlohn, Johanneskirche
24.09.2013 • Berlin, Philharmonie
09.05.2014 • Baden-Baden, Festspielhaus
14.05.2014 • Graz (A), Stefaniensaal
18.05.2014 • Frankfurt, Alte Oper

Tickets erhalten Sie unter tickets.audiophil.de,

INFORMATIONEN
www.cameroncarpenter.com
www.schuelermanager-beethovenfest.de

ECHO KLASSIK 2013
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