enoa (European Network of Opera Academies) ist ein Verbund von Opernakademien, Festivals und Produktionszentren in Europa zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses.
Dank der Unterstützung des Kulturprogramms durch die Europäische Kommission ist enoa in der Lage, ein umfangreiches Programm anzubieten, das Workshops, Koproduktionen, Kompositionsaufträge und ein eigenes Mobilitätskonzept einschließt. Die Aktivitäten von enoa sollen jungen Künstlerinnen und Künstlern sowie erfahrenen Praktikern im Bereich des Musiktheaters neue Formen der Zusammenarbeit ermöglichen sowie die besten Voraussetzungen bieten, ihre Arbeit in den Kontext einer globalisierten Welt zu stellen. Auf diese Weise soll das gemeinsame Nachdenken über die Zukunft der Kunstform Oper angeregt werden, verbunden mit der Ermutigung, neue Werke der Opernliteratur zu schaffen, zu zeigen und in Europa bekannt zu machen.
Die Idee, einen solchen Verbund zu gründen, kam im Mai 2009 auf, als fünf der jetzigen Mitglieder auf Anregung von Bernard Foccroulle, Intendant des Festivals in d’Aix-en-Provence, die Vorteile eines intensiveren Dialogs und einer engeren Zusammenarbeit zu diskutieren begannen.
„Als Bernard Foccroulle mich im Frühjahr 2009 einlud, mit ihm über die Gründung eines europäischen Akademie-Netzwerks zu sprechen, das jungen Künstlerinnen und Künstlern eine erweiterte Perspektive auf diese grundlegend europäische Kunstform Oper ermöglichen sollte, war ich sofort sehr interessiert. Ein Jahr lang probierten wir die Zusammenarbeit aus, dann stellten wir gemeinsam mit den anderen Partnern einen Förderantrag bei der EU. Inzwischen haben gut 50 Studierende der Bayerischen Theaterakademie an Workshops und Produktionen mitgewirkt. Die Partner sind internationale Festivals, Theaterakademien, Produktionszentren sowie Opernhäuser mit internationaler Reputation, die spezielle Programme zur Förderungen des künstlerischen Nachwuchses etabliert haben. Die Bayerische Theaterakademie bildet in acht aufeinander bezogenen Studiengängen aus: Musiktheater/Operngesang, Regie (Musiktheater und Schauspiel), Dramaturgie, Schauspiel, Musical, Maskenbild – Theater und Film, Kostüm- und Bühnenbild, Theater-, Film- und Fernsehkritik. Das ist für die Partner von besonderem Interesse. Für die Studierenden aus München wiederum sind Projekte und Workshops attraktiv, die die Studieninhalte an der Bayerischen Theaterakademie sinnvoll ergänzen, beispielsweise Workshops zum französischen oder russischen Repertoire, die Arbeit mit besonderen Gesangslehrern, Orchestern und Dirigenten oder solche zur Erarbeitung neuer Opernwerke. Die Hälfte des fünfjährigen Förderzeitraums ist um, und mit dem bisher Erreichten bin ich äußerst zufrieden. Je vertrauter man mit der Arbeitsweise des jeweils anderen wird, desto intensiver wird der Austausch. Diese Art der europäischen Zusammenarbeit halte ich für ungemein wichtig. Sie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ (Prof. Klaus Zehelein, Präsident der Bayerischen Theaterakademie)
Aus einem der Workshops zur Erarbeitung neuer Opernwerke ist durch den intensiven Austausch zwischen den Partnern enoas ein erstes Auftragswerk entstanden –Vasco Mendoncas The House Taken Over – basierend auf der gleichnamigen Erzählung von Cortazar. Nach der fulminanten Premiere beim diesjährigen Festival d’Aix-en-Provence in der Inszenierung von Katie Mitchell folgten weitere Aufführungen in Antwerpen, Lissabon und Luxemburg. Ähnlich erfolgreich ist die Produktion von Poulencs Les Mamelles de Tirésias in der Inszenierung von Ted Huffman. Nach der Premiere der englischen Fassung beim Aldeburgh Festival wurde eine weitere Besetzung in französischer Sprache für Aufführungen in Aix-en-Provence und Brüssel einstudiert.
Die Vorteile der Zusammenarbeit reichen aber noch viel weiter: Einmal geknüpfte Kontakte entwickeln und multiplizieren sich, die Zusammenarbeit der Institutionen wird gestärkt, neue Möglichkeiten und Ideen für künstlerische Projekte entstehen. Um die Zusammenarbeit jenseits der Workshops und Produktionen nachhaltig zu gestalten, hat enoa eine Plattform für den weiterführenden Austausch geschaffen: die „enoa online community“. Virtuelle Arbeitsbereiche, Foren für den Austausch, geschützte Bereiche, um Arbeitsprozesse nach einem Workshop fortzuführen.
Darüber hinaus hat enoa einen Mobilitätsfond für junge Künstlerinnen und Künstler aufgelegt, der für deren Fahrtkosten und Unterkunft aufkommt, wenn sie an ein auswärtiges Opernhaus engagiert werden.
„Ich hatte die Gelegenheit, gleich zu Beginn meines Studiums an der Bayerischen Theaterakademie an einem Workshop zu Rameaus „Nais“ in Aldeburgh teilzunehmen, mit einem französischen musikalischen Leiter und weiteren Studierenden aus vielen anderen Ländern. Den Abschluss des Workshops bildete eine konzertante Aufführung des Werks. Für mich war das eine großartige Erfahrung, die mich sehr geprägt hat. Diese Workshops sind nicht nur für die fachliche und künstlerische Entwicklung phantastisch, sondern für meine ganze Persönlichkeit.“ (Eric Ander, Student im Master-Studiengang Musiktheater/Operngesang an der Bayerischen Theaterakademie August Everding)
enoa hat zur Zeit elf Mitglieder: das Festival d’Aix-en-Provence, das Aldeburgh Music Festival in Suffolk, England, die Fundacao Calouste Gulbenkian in Lissabon, die Bayerische Theaterakademie August Everding in München, die Lettische Staatsoper in Riga, das LOD- Produktionszentrum für Neues Musiktheater in Ghent, die Queen Elizabeth Music Chapel in Waterloo, die Fundacion Albeniz – Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid, die polnische Staatsoper – Teatr Wielki – in Warschau, die Verona Opera Academy und De Nederlandse Opera in Amsterdam.
„enoa ist seit seiner Gründung 2009 eine ungemein lebendige Gemeinschaft geworden. Mehr als 600 junge Künstlerinnen und Künstler aus allen Bereichen der Musiktheaterproduktion haben bislang an mehr als 60 Projekten, Produktionen und Workshops teilgenommen. Sie alle haben eine neue Dimension von Europa entdeckt und bringen die in ihrer ganz persönlichen, weiteren künstlerischen Entwicklung zum Tragen. Enoa ist eine ganz besondere European Community. Die beeindruckenden Ergebnisse der ersten Jahre machen Freude, in die Zukunft zu blicken.“ (Bernard Foccroulle, Intendant, Festival d’Aix-en-Provence)