ISRAELISCHES ID FESTIVAL

ID Festival (c) Adar Aviam

Das von Ohad Ben-Ari initiierte ID Festival Berlin versammelt zwischen dem 16. und 18. Oktober 2015 im RADIALSYSTEM V rund 100 in Deutschland lebende israelische Künstler unterschiedlicher Genres.ID Festival Berlin. Auf der Suche nach neuen Traditionen deutsch-israelischer Identität. Vor dem Hintergrund 50jähriger diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel hat es sich das ID Festival zum Ziel gesetzt, eine neue Facette künstlerischer und kultureller Vielfalt in Berlin und Deutschland sichtbar zu machen, die durch den steigenden Zuzug israelischer Künstler entstanden ist. Eine junge Generation hochkarätiger Künstler, geprägt von sowohl europäischen als auch nahöstlichen Traditionen, oft genreübergreifend arbeitend und kosmopolitisch orientiert, setzt bemerkenswerte und individuelle Akzente im Berliner Kulturleben.

Thematisch stehen Fragen nach Identität und Herkunft, künstlerischer Vielfalt und kulturellem Austausch, aber auch nach Freiheit und Zusammenleben im Mittelpunkt. Neben einem Orchesterkonzert, Kammermusikkonzerten, Performances, Kunstausstellungen und Filmvorführungen setzen sich Philosophische Cabarets und ein prominent besetztes Abschlusspanel mit diesen und anverwandten Themen auseinander. Unter den auftretenden Künstlern sind der Star-Mandolinist Avi Avital, der Geiger und ehemalige Konzertmeister der Berliner Philharmoniker Guy Braunstein, das Klavierduo Silver-Garburg, das Choreographen-Duo matanicola sowie verschiedene Künstler der Galerie Circle1 und der Mixed Media-Ausstellung Die Asporas.

Das Eröffnungskonzert am 16. Oktober mit dem ID Festival Berlin Orchestra leitet Guy Braunstein. Das Orchester wurde eigens zu diesem Anlass ins Leben gerufen. Die am Nachmittag vorausgehende Auftaktveranstaltung präsentiert den künstlerischen Leiter und Initiator Ohad Ben-Ari und Avi Avital, die sich sowohl musikalisch als auch im Gespräch mit der Frage nach dem Zusammenhang zwischen musikalischer Interpretation und nationaler Herkunft beschäftigen. Bei dem für Sonntagnachmittag angesetzten Abschlusspanel diskutieren unter anderem Rüdiger Kruse (MdB), André Schmitz (Vorstand der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa) und Cilly Kugelmann (Programmdirektorin Jüdisches Museum Berlin).

Hintergrund und Idee
In den vergangenen 20 Jahren hat sich in Deutschland eine Community herausgebildet, auf die man hier kaum hoffen durfte – junge israelische Künstler haben besonders Berlin als neuen Heimatort für sich und ihre künstlerischen Ausdrucksformen entdeckt. Kulturelle und ethnische Vielfalt, politisch und künstlerisch uneingeschränkte Freiräume, eine von Offenheit und Experimentierfreude geprägte Atmosphäre und der lange Zeit produktiv „unfertige“ Gesamtzustand der ehemals geteilten Stadt mit all ihren historischen Lasten und Chancen machten Berlin zu einem einzigartigen Begegnungsort der Kreativen. Dass sich Künstler aus der ganzen Welt hier eine neue Heimat erschlossen, ist allgemein bekannt und erklärlich – dass sich ausgerechnet junge Israelis hier niederlassen würden, erschien im Hinblick auf die katastrophalen Geschehnisse während der Nazi-Zeit schwer vorstellbar.

50 Jahre nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel scheint es eine neue Farbe im Kaleidoskop des nach wie vor nicht unkomplizierten Verhältnisses zu geben. Die junge Generation israelischer Neu-Berliner genießt die Entfaltungsmöglichkeiten des kreativen Umfeldes und bereichert umgekehrt die Stadt mit ganz eigenen künstlerischen Ausdrucksformen und Ergebnissen. Autoren und Bildende Künstler, Tänzer und Choreographen, Theatermacher und Musiker – oft Nachkommen der einst emigrierten Juden – bilden eine Community, die ebenso geprägt ist von europäischer Kultur wie von den Traditionen des Nahen Ostens. Im steten Dialog mit dem hiesigen Umfeld und den hier beheimateten Künstlern entstehen neue Traditionen deutsch-israelischer Geschichte, werden Identitäten neu und anders hinterfragt.

Diese Entwicklungen faszinierten den in Berlin ansässigen israelischen Pianisten und Komponisten Ohad Ben-Ari und ließen in ihm die Idee entstehen, eben diese Musiker zu einem eigenen Orchester zu vereinigen. Seine Vision bildete die Basis für die Konzeption eines eigenen Festivals, das nicht nur Musiker, sondern Künstler ganz unterschiedlicher Genres zusammenführen sollte. Ein Festival, das Künstlern und Publikum Raum und Gelegenheit geben sollte, Fragen der Herkunft und Identität zu diskutieren, und gemeinsam auf eine nur scheinbar paradox anmutende Spurensuche nach neuen Traditionsformen zu gehen.

„Für uns, die neuen Wanderer, wurde Deutschland zu einem Ort, an dem man finden konnte, was man einst in den USA, in Paris oder in London gesucht hatte.“ (Ohad Ben-Ari)

Für die Corporate Identity wurde der Künstler Adar Aviam engagiert, der sich dem vielschichtigen Thema mittels einer höchst komplexen, dabei gleichzeitig spielerisch anmutenden Bildsprache nähert. Aviam verwendet traditionelle, zum Teil längst in Vergessenheit geratene religiöse, heraldische und mythologische Symbole, verfremdet sie zum Teil und kombiniert sie in mitunter absurd anmutender Form.

Veranstaltet wird das ID Festival Berlin vom RADIALSYSTEM V in Kooperation mit der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa, die sich in ihrer Arbeit der Stärkung des europäischen Gedankens, der gesamteuropäischen Völkerverständigung und der Bekämpfung von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus widmet. Die Schirmherrschaft hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Frau Staatsministerin Prof. Dr. Monika Grütters, inne.

INFORMATIONEN
www.idfestival.de

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