In den USA ist er ein Superstar. Mehr als 25 Millionen verkaufte Alben sprechen für sich. Geschätzt wird der smarte Bariton mit klassischer Gesangsausbildung nicht nur von Weltstars wie Celine Dion, Sarah Brightman, Barbra Streisand oder Mireille Matthieu als kongenialer Duettpartner. Auch als Schauspieler, etwa für die Serie Ally McBeal, ist er ein gefragter Mann. Jetzt, kurz vor Weihnachten, macht Josh Groban mit einem Paukenschlag auf sich aufmerksam: Sein neues Album Illuminations ist von keinem Geringeren produziert als Rick Rubin. Von AC/DC und Metallica zum melodiösen Classic-Pop – ob das wohl gut geht?
Ann Kathrin Bronner: Josh, Sie haben in den USA unglaublich viele Alben verkauft. Hier in Europa, besonders in Deutschland, sind Sie noch ein Geheimtipp. Können Sie sich dieses Phänomen erklären?
Josh Groban: Nun, was mich in den USA bekannt gemacht hat, waren vor allem die großen Fernsehshows und Benefizveranstaltungen. Ich hatte so die Chance, vor einem Millionenpublikum aufzutreten. Diese Möglichkeit sich in Deutschland bisher einfach noch nicht ergeben. Der Grund ist sicherlich nicht, dass ganz Deutschland meine Musik gehört und dann Nein! zu meiner Musik gesagt hat. Denn bei meinem ersten Deutschlandkonzert vor vier Jahren hatte ich das beste Publikum meiner Karriere! Sie wollten mich nicht von der Bühne lassen! Es gibt hier also diese Energie. Viele Menschen hier haben meine Alben einfach noch nicht gehört und kennen mich noch nicht. Sonst würde die Antwort sicherlich anders ausfallen.
AKB: Das sollte sich mit Ihrem neuen Album doch unbedingt ändern!
JG: Illuminations ist wirklich universell; ich hoffe, dass die Fans mir eine Chance geben. Ich jedenfalls werde sie nicht enttäuschen!
AKB: Sie hatten bereits Duette mit Mireille Matthieu, Barbra Streisand und Celine Dion, die auch bei uns sehr geschätzt werden.
JG: Ja, diese Duette haben mich vor allem auch in Frankreich berühmt gemacht. Vielleicht sollte ich ein Duett mit Herbert Grönemeyer singen (lacht). Oder mit Xavier Naidoo. Ihr habt ein paar tolle Sänger in Deutschland!
AKB: Wie wäre es mit einem Klassikkünstler?
JG: Das wäre bestimmt ein wunderschönes Duett. Und es gibt ja auch so wunderbare Bariton-Arien. Ich denke wirklich darüber nach, ob ich nicht mehr Klassikkonzerte singen sollte. Ich habe bisher sehr viel Pop gesungen, aber meine Stimme ist doch ein sehr klassischer Bariton. Ich habe das Gefühl, dass Klassik mehr ihrer Natur entspricht.
AKB: Sie wollen also mehr in die Opernrichtung gehen?
JG: Eines Tages, ja! Aber ich glaube, dass meine Stimme noch nicht reif für die Oper ist. Ich denke, dass sie irgendwo dazwischen liegt, da sie auch sehr natürlich ist. Ich strecke meine Finger also in beide Richtungen aus. Was ich mache, ist einfach ein neues Genre. Etwas anderes!
AKB: Es ist Josh?
JG: Ja, es ist mein Stil. Und das ist schwer zu promoten. Denn es ist schwer, mich in eine Schublade zu stecken. Und Menschen mögen Schubladen.
AKB: Aber haben Sie nicht den Eindruck, dass sich das Musikgeschäft im Moment verändert?
JG: Ja, das stimmt. Es ist gerade eine spannende Zeit!
AKB: Es gibt weniger Schubladen, und Künstler können auch leichter Ausflüge von der Klassik zum Pop machen oder umgekehrt, ohne dass Fans ihnen das übel nehmen. Haben Sie denn eine klassische Gesangsausbildung genossen?
JG: Ja! Von dem Moment an, ab dem ich das Singen ernsthaft betreiben wollte, habe ich Unterricht genommen. Ich habe an meiner Atmung, an meiner Technik und an der Phrasierung gearbeitet. Zum Glück! Denn ich singe so viel, dass Technik wichtig ist, um gesund zu bleiben und die Stimme zu erhalten. Ich habe zwar eine natürliche Begabung, aber ich darf mich nicht darauf ausruhen. Man muss einfach eine Grundtechnik erlernen! Klavierspielen habe ich mir selbst beigebracht, aber Gesang studiere ich noch heute.
AKB: Ist es auch wichtig, jeden Tag zu üben? Sänger sind ja unter den Musikern als eher etwas bequem bekannt…
JG: Sie müssen kontinuierlich arbeiten, um erfolgreich zu sein. Aber ich glaube auch, dass man zu viel üben kann. Man muss auch aufhören können. Es gibt ja dieses Sprichwort: „Lass es nicht in der Garderobe.“ Was bedeutet, dass man auch so viel üben kann, dass auf der Bühne nichts mehr geht. Aber es ist wichtig, das Ungeheuer in Schach zu halten. Ansonsten gewinnt es die Oberhand. Ich liebe meine Gesangsstunden nicht gerade, aber ich gehe trotzdem hin.
AKB: Können Sie eigentlich verstehen, warum viele Menschen Berührungsängste vor Oper haben?
JG: Ich glaube, viele Menschen wissen nur nicht, dass sie Oper mögen würden. Wir werden den lieben langen Tag mit Popmusik beschallt. Aber herauszufinden, ob man Oper mag oder nicht, ist irgendwie schwieriger. Ich denke, dass den meisten Menschen Oper gefallen könnte. Oper ist so universell und schön. Ich glaube nur, dass sie diese Art von Musik normalerweise nicht zu hören bekommen.
AKB: Aber viele sagen: „Die singen da immer so komisch! Irgendwie so unnatürlich…“
JG: Es kommt doch sehr auf den Sänger an. Manchmal ist es wirklich zu forciert. Bei anderen wiederum wirkt es so natürlich, dass man den Eindruck hat, sie könnten in ihrem Leben gar nichts anderes machen. Ich werde auch manchmal gefragt, ob ich nicht Rock singen möchte. Ich liebe Rockmusik, aber das wäre nicht ich, das wäre nicht authentisch. Ich habe nicht die Stimme dafür! Ich denke, dass die Vorstellung, Oper sei nicht natürlich, ein Klischee ist. Im Gegenteil, ich persönlich denke, dass gerade in der Popmusik vieles unnatürlich ist. Die Tonhöhe ist korrigiert und die Stimme am Computer bearbeitet. DAS ist nicht natürlich.
AKB: Und wenn manche Popsänger auf der Bühne live singen…
JG: …hören Sie nicht einmal was. Ich kann diese Diskussion über unnatürliche Stimmen in der Oper nicht nachvollziehen!
Das komplette Interview und noch viel mehr in der kommenden Ausgabe vom 19. Februar 2011!
Josh Groban – Illuminations
EAN 0093624964964
Warner Music
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