Michael Bublé ist nicht nur mit einer neuen Version seines Albums Christmas, dem erfolgreichsten Weihnachtsalbum aller Zeiten, zurück. Im kanadischen Fernsehen hat er eine eigene Weihnachtsshow, in der er mit Elmo aus der Sesamstraße um die Wette singt. Und in der er – moderne Technik macht’s möglich – mit seinem großen Vorbild Bing Crosby im Duett White Christmas ins Mikrofon säuselt. Doch so sanft wie seine Stimme sein mag, so faustdick hat er es hinter den Ohren, wie wir im Interview erleben durften.
Ann Kathrin Bronner: Michael, ist es im Musikbusiness hilfreich, italienische Wurzeln zu haben?
Michael Bublé: (lacht) Ich weiß nicht, ob es hilft. Aber wenn Sie wie ich aus einer Familie stammen, die aus Italien emigriert ist, ist definitiv eine Leidenschaft für Musik, für Familie, für Essen vorhanden, die Teil Ihres Charakters ist. Die erste Platte, an die ich mich erinnere, war eine Weihnachtsplatte von Bing Crosby. Das war die Musik, die mich als erstes beeinflusst hat. Und viele dieser Sänger waren Italiener. Von Al Martino zu Tony Bennett zu Frank Sinatra zu Dean Martin zu Bobby Darrin. Aber was das Business angeht: Ich denke, Kanadier zu sein hat mir wahrscheinlich mehr als einen Vorteil gebracht. Wir sind erzogen, Respekt vor Menschen zu haben, bescheiden und ziemlich nett zu sein. Ich glaube, das hat mir sehr viel geholfen.
AKB: Um auf die Konkurrenz zu den USA einzugehen: Ist es besser, Kanadier als Amerikaner zu sein?
MB: Ich sage nicht, dass es besser ist. Es ist anders. Ich denke, wir sind definitiv eine eigenständige Gesellschaft. Ich betrachte Kanada als eine Nation von Beobachtern. Wir sitzen in unserem kleinen Land und schauen auf diesen großen Elefanten nebenan, wie er herumstampft. Wir beobachten und lernen. Selbst beim Humor. Denn unser Humor ist sehr unterschiedlich, unser Humor in Kanada ist eher europäisch. Ziemlich trocken.
AKB: Auch ironisch?
MB: Auch ironisch! Und das ist, glaube ich, auch der Grund, warum ich so viel Erfolg in Europa habe. Hier scheint man mich wirklich zu verstehen. Es gibt Witze, die ich in Europa erzähle, und die Menschen scheinen sie recht witzig zu finden. Aber wenn ich dieselben Witze in Amerika erzählen würde, wäre ich wahrscheinlich vernichtet! Ich wäre vernichtet! Sie nehmen alles sehr wörtlich. Wissen Sie, was ich meine? Es gibt diese große political Correctness. Sie sagen zwar, dass sie liberal sind, aber sie sind nicht sehr liberal. Wir in Kanada sind liberal.
AKB: Fühlen Sie sich als Kanadier oder auch ein bisschen als Italiener?
MB: Als Spross einer Familie, die aus Italien emigriert ist, fühle ich mich italienischer als jeder Italiener. Wenn ich nach Italien komme, sehe ich überall diese modernen italienischen Familien, die amerikanisiert sind. Mein Großvater und meine Großmutter hatten hingegen solche Angst, ihre italienischen Wurzeln zu verlieren, dass sie ganz stark an den Traditionen festgehalten haben.
AKB: Haben Sie eigentlich je darüber nachgedacht, ein italienisches Album aufzunehmen? Ein Opernalbum? Wie Caruso?
MB: Nein! Ich würde mich lieber umbringen. (lacht)
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