89. BACHFEST

Das 89. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft findet 2014 erneut in Weimar statt.

TBW14_pl_TBW_A0_finalVom 30. April bis zum 4. Mai werden an zahlreichen historischen Orten der Bachstadt rund 35 Veranstaltungen angeboten. Das Bachfest wird gemeinsam von der Stadt Weimar, den Thüringer Bachwochen und der Neuen Bachgesellschaft veranstaltet. Neben Konzerten internationaler Künstler sowie regionaler Gäste und Ensembles wird es auch ein Symposium anlässlich des 300. Geburtstages von Carl Philipp Emanuel Bach geben. Musikalisch eröffnet wird das Bachfest von der Niederländischen Barockvereinigung unter der Leitung von Jos van Veldhoven mit Werken von Johann Sebastian Bach und seinem Sohn Carl Philipp Emanuel. Weitere musikalische Höhepunkte sind unter anderem Konzerte des Cembalisten Andreas Staier mit dem Freiburger Barockorchester, der Violinistin Midori Seiler, der Gambistin Hille Perl sowie zum Abschluss der Auftritt der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker.

Weimar ist als Bachstadt gleich in mehrfacher Hinsicht interessant. Zweimal folgte Johann Sebastian Bach Verpflichtungen an den Weimarer Hof. Knapp elf Jahre seines Lebens verbrachte er an der Ilm. Weimar war für aber nicht allein ein Ort großer Kreativität. Mehr als 30 Kantaten entstanden hier, zudem die Frühfassung der Brandenburgischen Konzerte und zahlreiche Kompositionen für Cembalo und Violine. Mehr noch ist Weimar auch der Geburtstort von sechs seiner Kinder. Noch heute ist das große Erbe der Bachs in Weimar erlebbar. Über das ganze Jahr wird die Musik der Familie Bach aufgeführt: In Kirchen, der Hochschule für Musik FRANZ LISZT, Musikschulen oder Privatwohnungen. Weimar ist eine Musikstadt geblieben. Mit den Thüringer Bachwochen hat auch das größte Klassikfestival im Freistaat seinen Sitz in Weimar. Seit einigen Jahren engagiert sich der Verein „Bach in Weimar“ für den Wiederaufbau des Bach-hauses Weimar und veranstaltet mit der Bach Biennale Weimar ein eigenes Festival.

2014 ist die Stadt zum zweiten Mal nach 1964 der Austragungsort des Bachfestes, das die traditionelle Neue Bachgesellschaft aus Leipzig jährlich an wechselnden Orten feiert. Die Idee des seit fast 90 Jahren ausgetragenen Festes ist die Verbreitung der Musik Bachs über Leipzig hinaus. Dass Weimar 2014 ausgewählt wird, hat einen guten Grund, der bereits drei Jahrhunderte zurückliegt: 1714 wurde Bach zum Konzertmeister der Weimarer Hofkapelle ernannt. Im gleichen Jahr wurde auch sein Sohn Carl Philipp Emanuel geboren, dessen vielfältiges Werk 2014 im Mittelpunkt des Bachfestes stehen wird. Die Musik des Sohnes erklingt in selten zu erlebender Fülle und Vielfalt. Seine Oratorien stehen neben Kammermusik und Solokonzerten und werden den Kompositionen seines Vaters gegenübergestellt.

Eröffnet wird das Bachfest Weimar mit einem Konzert der Niederländischen Bachvereinigung unter Jos van Veldhoven. Das 1921 gegründete Ensemble hat wesentlich zur außerordentlichen Popularität der Musik Bachs in Holland beigetragen und kommt nun erstmals nach Thüringen. Dem niederländischen „Magnificat“ folgen dann Gastspiele etwa des Freiburger Barockorchesters gemeinsam mit dem Cembalisten Andreas Staier, der Pianistin Anna Gourari sowie zwei Konzerte mit dem Carl Philipp Emanuel Bach-Chor aus Hamburg, der anderen wichtigen „CPE“-Stadt, mit der Weimar im Jubiläumsjahr eng kooperiert. Der Chor wird in einem Festgottesdienst zu erleben sein, daneben aber auch eine sicherlich ungewöhnliche szenische Fassung des Oratoriums „Die Israeliten in der Wüste“ vorstellen. Aufsehen erregen dürfte auch das Recital der international renommierten Gambistin Hille Perl, die in Weimar erstmals mit einer eigens für sie entwickelten E-Gambe auftreten wird.

Das Festival im Festival: Aus Anlass des 89. Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft Leipzig zieht die Bach Biennale Weimar 2014 einmalig vom Sommer in das Frühjahr um und wird sich bereits zum vierten Mal authentisch, jung und experimentierfreudig mit originalen Instrumenten an originalen Orten in Weimar präsentieren. Konzipiert von zwei Professoren des Instituts für Alte Musik der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar – und somit durchaus selbstreflektierend gegenüber dem „baroque mainstream“ – setzt das Festival seit seiner Gründung auf ein thematisch ausgerichtetes Programm mit Bezügen zur Weimarer Bachgeschichte an authentischen Bachstätten und historischen Orten.

Geprägt wird das Festival außerdem durch innovative Veranstaltungsformate: So wird 2014 an mehreren Tagen Musik in der intimen Atmosphäre von Bachs Arrestzelle/Bastille erklingen – wo Bach nachweislich komponierte – und ein thematischer Stadtspazierung mit Musik Bachliebhaber aus aller Welt zu Weimarer Bachorten führen. Als weiteres Markenzeichen etabliert hat sich in den letzten Jahren ebenfalls die Ver-bindung von barocker Musik und Kulinarik, die zum Bachfest 2014 im Anschluss an ausgewählte Konzerte im Festsaal des Stadtschlosses, in der Stadtkirche und im Schießhaus Weimar mit den Ensembles Concerto Italiano, Ensemble Trazom, Cantus & Capella Thuringia und anderen im Rahmen einer „BACH BIENNALE BAR“ erleb- und genießbar werden wird.

Für die Bach-Familienstadt Weimar sowie mit dem ehrgeizigen Ziel, Kindern und Jugendlichen nachhaltig Barockmusik näher zu bringen, gründeten die beiden Festivalleiter 2012 KIBA, Kinder & Jugend Bach & Barockfest, das mit zahlreichen Workshops, einer Instrumentenausstellung, Mitmachkonzerten und anderem eine erfolgreiche Premiere feierte und 2013 mit dem Musiktheaterstück „Der Sonnenkönig kehrt zurück“ erneut viel junges Publikum erreichte. Im Rahmen von KIBA 2014 lädt das „swingende Blockflötenquartett von Weltrang“ Flautando Köln mit „Julius der Flötenspieler“ Kinder und Familien zu einer spannenden musikalischen Reise durch die Jahrhunderte ein. „Bach tanzt!“ steht exemplarisch für das KIBA-Konzept – nicht nur konsumieren, sondern auch produzieren: Der von (Barock) Tanzspezialist Bernd Niedecken geleitete Kinder-Workshop mündet in Kooperation mit der Musikhochschule, der städtischen Musikschule sowie der Weimarer Mal- und Zeichenschule in ein selbstgestaltetes Konzert aller Teilnehmer – ein quasi „generationenübergreifendes“, jugendliches Event von 6–26 Jahren.

Bevor das Bachfest Ende April beginnt, lädt die Bach Biennale Weimar zu einem Preludio der ganz besonderen Art: Bereits am 8. März 2014 und damit genau zum 300. Geburtstag Carl Philipp Emanuels werden in seiner Geburtsstadt international renommierte Ensembles und Solisten wie Les Ambassadeurs, Concerto Romano, Ensemble Clematis, Christine Schornsheim, Joachim Held und viele weitere im Rahmen von „BACH – ein rauschendes Fest!“ in Weimar zusammentreffen um gemeinsam mit zwei Weimarer En-sembles (Ensemble Hofmusik Weimar, Johann-Sebastian-Bach Ensemble Weimar) als Hommage an den großen Bachsohn zu spielen. Acht Benefizkonzerte rund um die Uhr zu Ehren der gesamten Bachfamilie – und für ein Bachhaus Weimar, denn mit dieser großen und mittlerweile international beachteten Vision wurde die Bach Biennale Weimar unter der Schirmherrschaft von Nikolaus Harnoncourt 2008 gegründet.

Wissenschaftlich umrahmt wird das Bachfest Weimar von einem zweitägigen Symposium unter der Leitung des Institutes für Musikwissenschaft Weimar-Jena. „Zwischen den Zeiten: Die Weimarer Bachsöhne – Aufbruch in die Moderne“ beleuchtet die wichtige Rolle der komponierenden Söhne Johann Sebastian Bachs, die bis heute oft im Schatten ihres übergroßen Vaters stehen. Jeder der Söhne musste zwischen Tradition und Emanzipation seinen eigenen Weg finden: ob als „musikalischer Begleiter“ Friedrichs des Großen oder als Konzertmanager im frühbürgerlichen Londoner Musikleben. Namhafte Referenten beleuchten auf der zweitägigen Tagung viele Facetten dieser ganz besonderen Familiengeschichte.

Neben der Tagung veranstaltet die Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar im Rahmen des Bach-festes auch drei Konzerte. Für die Aufführung von Bachs berühmter „h-Moll-Messe“ in Weimar – und später beim renommierten Israel Festival in Jerusalem – finden sich junge Musiker aus zwei Hochschulen zusammen: aus der Jerusalem Academy of Music and Dance, einst von Professoren der Berliner Musik-hochschule gegründet, die so dem Holocaust entkommen konnten, und der Weimarer Musikhochschule. Konrad Junghänel, der musikalische Leiter dieser Veranstaltung, ist einer der führenden Dirigenten Alter Musik. Weil es im Leben von Studierenden ja bekanntlich immer mal wieder lange Nächte gibt, werden

junge Musiker, aber auch Professoren der Hochschule für Musik FRANZ LISZT zu einer „Langen Nacht“ einladen, in der Musik in allen Räumen der Hochschule gespielt wird – Musik meist von den Bachs, Vater, Söhnen und Freunden, mitunter auch über sie oder inspiriert von ihnen. Und auch am Abschlusstag gestalten Solisten und Studierende der Hochschule das Programm des Bachfests.

Erwähnt werden soll auch das Engagement der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde im Rahmen des Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft. Der Bachchor Weimar, der als Chor der Herderkirche ein breites Repertoire aus Kantaten, Chorsymphonik und A-cappella Musik durch alle Epochen pflegt, setzt in seinem Konzert das Oratorienschaffen von „Vater und Sohn“ in Beziehung. Begleitet wird er vom Ensemble Hof-musik Weimar, dessen Projekte in historischer Aufführungspraxis vor allem die enge Beziehung zwischen höfischer und kirchlicher Musik im barocken und frühklassischen Weimar beleuchten und die mehrfach im Bachfest zu hören sind. Mit einem Kantatengottesdienst schließlich wird eine der wichtigsten kirchenmusi-
kalischen Traditionen der Weimarer Stadtkirche präsentiert – und eine Brücke geschlagen zurück ins Jahr 1714, als Johann Sebastian Bach die Ernennung zum Konzertmeister erhielt, verbunden mit dem Auftrag, regelmäßig Kantaten für die Gottesdienste in der Himmelsburg zu schreiben.

Trotz der Vielzahl an bedeutenden Orten, die Weimar zu bieten hat, schaut das Bachfest aber auch über die Stadtgrenzen hinaus: organisierte Exkursionen mit Konzerten bieten die Möglichkeit, weitere authen-tische Bach-Orte wie Arnstadt oder die Traukirche Bachs in Dornheim kennenzulernen. Darüber hinaus
wird auch Schloss Ettersburg mit einem Jazzkonzert eine auswärtige Rolle als Bach-Ort spielen. Neben den großen musikalischen Höhepunkten wird es auch kleinere Musikformate, sog. Bach-Fresken, geben, die an ungewöhnlichen Orten wie der Bastille des Stadtschlosses stattfinden werden, in der Bach vier Wochen verbringen musste, um aus seinem Dienstverhältnis entlassen und für eine neue Anstellung in Köthen freigegeben zu werden.

Organisiert wird das Bachfest Weimar von den Thüringer Bachwochen. Das größte Musikfest des Landes findet 2014 vom 11. April bis zum 4. Mai statt. Zusammen mit der Weimarer Kulturdirektion wirken die Bachwochen als Produzenten des Bachfestes Weimar 2014, dessen Programm das gemeinsame Werk der vielfältigen Weimarer Kulturszene ist. Die etwa 35 Veranstaltungen werden etwa vom Verein „Bach in Weimar“, dem Veranstalter der sommerlichen Bach Biennale Weimar, der Hochschule für Musik FRANZ LISZT sowie der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde ausgerichtet. Wesentlich unterstützt wurde das Bachfest von der Weimarer Wohnstätte und der Sparkasse Mittelthüringen.

Der Vorverkauf für das BACHFEST WEIMAR 2014 hat begonnen. Tickets sind über die Internetseite des Bachfestes (www.bachfest-weimar.de) sowie die Tourist-Information Weimar (03643 – 745 745) erhältlich.

JAZZAHEAD! 2014
LANA DEL REY