LENA

Als „lovely Lena“ 2010, fast drei Jahrzehnte nach Nicoles „Ein bisschen Frieden“, den Titel beim Eurovision Song Contest endlich wieder nach Deutschland holte, hatte sich eine ganze Nation in die quirlige Sängerin aus Hannover verliebt. Nach der missglückten Titelverteidigung im Jahr darauf wollte sie sich zunächst auf ihr Studium konzentrieren – doch wie es so ist, wenn man einmal im Musikbusiness Blut geleckt hat: Die Vorsätze, ein bodenständigeres Leben zu führen, hielten nicht lange an. Am 12. Oktober erscheint Stardust und bald darauf audiophil #19 mit dem kompletten Interview.
Ann Kathrin Bronner: Schön, dass es ein neues Album gibt!
Lena Meyer-Landrut: Herrlich, ich freue mich auch!In der Zeit nach der Eurovision wollte ich mir eigentlich erst einmal ein bisschen Zeit für mich nehmen, wollte studieren und einen normalen Alltag bekommen. Doch plötzlich habe ich gemerkt: Mir kribbelt’s in den Fingern. Ich habe JETZT die Chance. Und ich muss sie nutzen. Irgendwann kann ich das nicht mehr machen. Und deshalb: Exmatrikuliert. Album gemacht.

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AKB: Wobei es ja nicht irgendwann zu spät ist, Musik zu machen. Mick Jagger und Co. rocken mit knapp 70 die Bühne.
LM: Das stimmt! Aber ich habe gedacht: Ich mache jetzt das, worauf ich mehr Lust habe und was mir charakterlich am meisten bringt. Ich habe mich in der Zeit nach dem Eurovision Song Contest so entwickelt, habe so viel über die Musikbranche gelernt, dass ich das gerne mal auf eigenen Beinen versuchen wollte, ohne die Unterstützung von Stefan Raab. Und wenn ich die Zeit finde, tue ich auch immer etwas für meinen Kopf. Ich bin zum Beispiel eine total begeisterte Leserin.
AKB: Fachbücher oder Romane?
LM: Horrorbücher, Thriller und so was (lacht). In mir brodelt eine Horror-Seele.
AKB: Kommt die auch irgendwann einmal in der Musik zutage?
LM: Ich glaube nicht, eher im Film.
AKB: Hattest du denn als Kind schon den Wunsch, Sängerin zu sein?
LM: Als Kind war bei Berufswunsch meine Standard-Antwort in Freundschaftsbüchern: Sängerin oder Tierärztin. Tierärztin wollte ich werden, weil ich den kleinen Tieren natürlich helfen möchte. Und Sängerin, weil mir singen einfach immer Spaß gemacht hat. Ich hab da gar nicht an Berühmtheit und Bühne, sondern einfach ans Singen gedacht. Und das versuche ich auch beizubehalten, weil ich glaube: Das ist das beste Rezept!
AKB: Hast du auch ein Rezept gegen Lampenfieber?
LM: Leider nicht. Ich habe bis heute vor jedem Auftritt schweineviel Angst, das ist unfassbar!
AKB: Was machst du dagegen? Nimmst du Bachblütentropfen?
LM: Nee, das traue ich mich nicht, auch wenn das homöopathisch ist. Ich habe immer Schiss, dass ich zunächst nichts merke und zwei Stunden später in einen Sekundenschlaf falle. Vielleicht muss ich das einfach mal in einer ruhigen Woche ausprobieren, welche Auswirkungen das hat.
AKB: Oder an deinem Haustier austesten! Die Bachblüten gibt es ja für Tiere.
LM: Aber dann weiß ich ja trotzdem nicht, wie mein Körper darauf reagiert.
AKB: Stimmt. Schlecht! Und wie zeigt sich das Lampenfieber?
LM: Es sind verschiedene Stufen: Es gibt eine Zeit, wo ich am liebsten ins Bett möchte und ganz alleine sein will. Das ist eine halbe Stunde vor dem Auftritt. Dann bin ich komplett aufgedreht, quatsche alle voll, mache Highlife und nerve alle. Direkt vor dem Auftritt bin ich kurz davor, mich zu übergeben. Dann geht es raus – und alles ist gut.
AKB: Und dein Rezept für Erfolg? Es kann ja nicht jeder in einer Castingshow mitmachen.
LM: Ich glaube, wenn man von dem überzeugt ist, was man macht, hilft das schon mal. Wenn man sich nicht zu sehr von anderen beeinflussen lässt, aber trotzdem versucht, Kritik anzunehmen.
AKB: Das ist aber schwer.
LM: Ja, das finde ich auch schwer (lacht). Ich glaube schon, dass es auch etwas mit Disziplin zu tun hat. Wenn man einfach lange genug dranbleibt, kann es auch klappen, wenn man gut ist. Und es hat super viel mit Glück zu tun. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort bei den richtigen Leuten zu sein. Ich glaube nicht, dass man das vorher planen kann.
AKB: Das neue Album Stardust ist dein erstes eigenes „Baby“. Wie geht es dir damit?
LM: Gut. Und schlecht (lacht). Ich fühle mich damit gut, weil ich genau weiß: Es ist mein Ding. Und ich muss es mir nicht zu Herzen nehmen, wenn jemand sagt: „Das ist schlecht!“ Dann kann ich sagen: „Okay, du findest es schlecht. Aber ich bin super zufrieden damit, denn es ist genau das, was ich wollte!“ Auf der anderen Seite kann ich die Schuld nicht von mir weisen. Ich kann nicht sagen: „Hat Stefan produziert.“ Jetzt denke ich: „Oh nein, ich bin schuld! Ich bin die Verantwortliche!“ Und das ist schon ein größerer Druck für mich.
AKB: Bist du dadurch verletzlicher?
LM: Auf jeden Fall! Ich kann jetzt ja auch auf zwei Ebenen angeklagt werden: „Deine Musik ist scheiße!“ Und: „Du bist scheiße!“
AKB: Oder alles!
LM: Oder alles ist scheiße, genau (lacht)! Auf der anderen Seite gibt es ja auch die zwei guten Ebenen. Die Leute können sagen: „Lena, deine Musik ist toll!“ Und: „Lena, du bist auch nett!“ Und irgendwie macht es das einfacher, weil es vier Ebenen gibt.
AKB: Gibt es einen Lieblingssong auf dem Album?
LM: Also, im Moment ist es natürlich „Stardust“, obwohl es einer von drei Songs ist, die nicht von mir sind. Aber er passt zu mir wie die Faust aufs Auge!

Das gesamte Interview lesen Sie in der Oktober-Ausgabe von audiophil –
erhältlich ab Mitte Oktober 2012
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DISKOGRAPHIE Stardust2012 Universal MusicEAN 0602537162116

INFORMATIONEN www.lena-meyer-landrut.de

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